Was ist Iaido?
Iaido ist der japanische Weg, das Schwert zu ziehen und zu führen.
Das Wort Iaido besteht aus den drei Kanji (japanische Schriftzeichen) "I", "Ai" und "Do". "I" meint die geistige und körperliche Anwesenheit oder das "Sein"; "Ai" bedeutet die richtige Auffassung von den Dingen zu haben, bzw. "zusammen" oder "Harmonie". Es geht beim Iaido also darum, bei dem was man tut, ganz bei der Sache zu sein. "Do" ist der Weg im übertragenden Sinne und versteht den inneren Geist der Übung als Lebensweg. Das Kanji "Do" kommt auch in vielen weiteren japanischen Kampfdisziplinen wie beispielsweise Aikido, Judo oder Kendo vor.
Als Begründer des Iaido gilt allgemein der Überlieferung nach der Samurai Hayashizaki Jinsuke Shigenobu (ca. 1542 - 1621). Durch die Verbreitung seiner Lehre während seiner Reisen durch Japan und deren Weiterentwicklung durch seine besten Schüler entstanden die unterschiedlichen Schulen und Stilrichtungen. Dabei stand immer der schnelle und effektive Sieg über den Gegner im Fokus.
Iaido in der Gegenwart
Ein Iaidoka erlernt und trainiert heute zwar immer noch die alten, überlieferten Waffenübungen und Formen, bei denen unterschiedliche Kata (festgelegte Bewegungsabläufe) im Mittelpunkt stehen. Heutzutage geht es beim Iaido vordergründig aber nicht mehr um den Kampf und den Sieg über einen Gegner, sondern um Körperbeherrschung, Zanshin (Geistesgegenwart durch Konzentration, Achtsamkeit, Wachsamkeit und Aufmerksamkeit) und Reishiki (Einhaltung der Etikette).
Das Ziel beim Iaido ist es, Ki-Ken-Tai-Ichi (Einheit von Körper, Schwert und Geist) zu erreichen. Gleichzeitig entwickelt der Iaidoka dabei quasi "automatisch" seine Persönlichkeit positiv weiter.
Anfänger beginnen in der Regel mit einem Bokuto bzw. Bokken (Holzschwert), um zunächst die groben Bewegungsabläufe zu erlernen. Ein Bokken verhindert dabei mögliche Verletzungen mit einer Schwertklinge. Dieses Holzschwert wird auch bei Kumitachi (Partnerübungen) zum besseren Verständnis einer Kata genutzt.
Da beim Iaido viele Formen kniend durchgeführt werden, sind Knieschützer, wie sie z.B. im Handball verwendet werden, empfehlenswert.
Fortgeschrittene Iaidoka üben in traditionell orientierter Kleidung, bestehend aus Hakama (Hosenrock) und Iaidogi (Trainingsjacke), um die ein Obi (Wickelgürtel) gebunden wird und benutzen ein Iaito (ungeschärftes Übungsschwert).
Für den Anfang ist natürlich auch jede andere Kampfsport- oder Freizeitbekleidung völlig ausreichend.
Die ungeschärfte Klinge eines Iaitos besteht entweder aus Stahl oder einer Aluminium-Zink-Legierung und einer Saya (Schwertscheide) aus lackiertem Holz. Es entspricht in Form und Gewicht weitgehend einem echten Katana und wird mit der Hasaki (Schneide) nach oben im Obi getragen.
Beim sogenannten Tameshigiri (Schnitttest) werden scharfe Schwerter (Shinken) verwendet. Dabei werden speziell gerollte und in Wasser getränkte Wara oder Tatami Omote (Strohmatten) mit dem Schwert waagerecht, diagonal, senkrecht, einhändig oder zweihändig geschnitten. Das fördert und verbessert die Klingenführung und die Haltung und das Gefühl für das Schwert.
Tameshigiri ist aber nicht Bestandteil des regulären Iaido-Trainings.
Iaido und Budo
Iaido ist eine Form des Budo (Kriegskunst, Kriegsweg), deren Basis der Umgang mit dem Katana (traditionelles japanisches Langschwert) ist.
Das Wort "Budo" besteht aus den beiden Kanji "Bu" (kriegerisch, kämpferisch) und "Do" (Weg). Hiermit bezeichnet man solche Disziplinen, die sich aus den kriegerischen Übungen und Kenntnissen der Samurai entwickelt haben und neben Bujutsu (reine Kampftechniklehre) auch individuelle Philosophien und "innere Wege" beinhalten und dadurch über die reine Beherrschung der jeweiligen Kampftechnik hinausgehen.
Durch die kulturelle Entwicklung im Laufe der Zeit lässt sich Budo heute auch sinngemäß mit "der Weg den Kampf zu beenden" übersetzen. Es geht in erster Linie darum, sich vom persönlichen Egoismus zu lösen und seine Fehler und Schwächen zu erkennen und zu besiegen. Durch diesen Kampf gegen sich selbst wird der Budoka körperlich und geistig stärker, was auch beim Iaido im Mittelpunkt steht. Er wird durch diesen "inneren Weg" erkennen, dass Gewalt keine Lösung ist und diese nur immer wieder zu neuer Gewalt führt. Dadurch soll der Kampf bereits beendet werden, bevor er in seiner äußerlichen Form begonnen hat (Saya no uchi no kachi - Siegen, ohne das Schwert zu ziehen).
Heute werden Budo-Disziplinen gerade außerhalb Japans oftmals vereinfacht als „Kampfsport“ oder "Kampfkunst" bezeichnet und in den Dojos (Übungsraum) nur die reine Kampftechnik trainiert. Die vollständige Lehre des Budo hat dabei vielfach nur eine untergeordnete Bedeutung.
Der Iaidoka folgt der Tradition der jahrhundertealten Schwertkampfkunst der Samurai im Sinne des Budo. Diese Tradition möchten wir ebenfalls folgen und unser äußeres Iaido mit den inneren charakterbildenden Werten wie Aufrichtigkeit, Disziplin, Höflichkeit und Respekt ergänzen.